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Was ist ein Volvo C303 ?

Allgemein

Bei dem Ruf, den Volvo als Hersteller von sichern und zuverlässigen PKW und LKW hat verwundert es wenig, daß Volvo auch Lieferant für die schwedische Armee ist. Als neutraler Staat hatte Schweden im kalten Krieg mit der Ostsee eine offene Grenze zum Ostblock. Man orientierte sich zwar an der NATO, blieb aber immer eigenständig und mußte bei eingeschränkten Ressourcen immer Wert auf eine möglichst effiziente Rüstung legen.

So entstand in den 70er Jahren die Baureihe C3 als vielfältig einsetzbares Allradfahrzeug.

Sebastians C303 in Schweden
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Vorlaüfer

Volvo lieferte schon lange allradgetriebene leichte Fahrzeuge an die schwedische Armee wie zum Beispiel den legendären TP21 "Sugga". In den 60ern wurde für das Militär der Typ 903 entwickelt, aus dem später die zivile Version C202 wurde. Alle Modellreihen zusammen hat Volvo bis in die 70er Jahre über 12.000 Stück gebaut. Diese Fahrzeugklasse wurde auch als "Valp" bezeichnet, also als Welpe, nicht ganz ausgewachsen. Ein dezenter Hinweis, das dieses Auto etwas zu klein für den gedachten Zweck war. Genaue Zahlen und Daten bekommt man bei www.4x4.ms/mil/

Die Wagen hatten keine Differentialsperre und einfache Starrachsen, im Gelände waren sie relativ kippfreudig. Immerhin bot der Entwurf als Frontlenker - Lenkung und Pedale vor der Vorderachse - trotz der kompakten Abmessungen viel Nutzraum. Sehr viel später wurde die Produktion nach Ungarn verkauft, wo sie leicht modifiziert anscheinend heute noch gebaut werden.

Das Grundprinzip der geländegängigen Frontlenker schien aber in Europa sehr beliebt zu sein. Ab 1967 dachte man in Schweden über eine geeignete größere Weiterentwicklung nach. 1971 begann in Österreich die Serienproduktion des Pinzgauers, einer etwas größeren Ausgabe eines Frontlenkers in mehreren Varianten, ab 1972 entwickelten die Briten mit dem Landrover 101 etwas ähnliches, wovon von 1975 an aber nur 2669 Exemplare gebaut wurden.

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Franks C304 in Schweden

Konstruktion

Der Entwickler Nils Magnus Hartelius konnte von seiner Arbeit am C202 einiges in die Entwicklung des C303 einbringen. Bei fast gleich großen Rädern wurde der Wagen 12 cm breiter und mindestens 35 cm länger. Durch die Verwendung von Portalachsen wie beim Unimog und später beim Pinzgauer stieg die minimale Bodenfreiheit um 9 cm. Die Untersetzungsgetriebe in den Portalachsen ermöglichten die Übertragung stärkerer Kräfte durch gleich starke Antriebselemente. Die größere Fahrzeugbreite sollte auch die Kippneigung verringern.

Der stabile verwindungsfreie Leiterrahmen mit dem Mittelmotor blieb, hinzu kam die Vakuum-Servotechnik. Beide Achsen bekamen ein Sperrdifferential, welches über Druckluftschalter ein und ausgeschaltet werden konnte. Zwei Druckservos verstärkten die neue Zweikreis-Bremsanlage. Die Achsen waren schlichte Starrachen mit Blattfedern. Für mehr Fahrkomfort sorgten die weicheren Reifen, die mit nur 1,7 statt mit 2,4 Bar befüllt wurden. Die zum Teil verkleidete und leisere Kabine versetzt Umsteiger vom C202 in den Glauben, in eine Limousine zu steigen.

Der Wagen bot Platz für eine Person mehr - jetzt 7 - und hatte trotzdem noch Ladekapazität frei. Die Zuladung stieg von 650 kg auf über 1000 kg. Dafür mußte auch der Motor wachsen, statt des zunächst geplanten Vierzylinder 1,8 Liter aus dem "Valp" bekam der C303 etwas modifiziert den gleichen Sechzylinder 3 Liter Motor, wie er als Basis auch in der Luxuslimousine Volvo 164 verbaut wurde. Leistung und Drehmoment stiegen passend zur Ladekapazität, der Verbrauch an Superbenzin leider ebenso.

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Greg David mit dem TGB1111 in Hollister, Ca.TGB1111 in Hollister, Ca.

Varianten

Sowohl Volvo als auch die schwedische Armee legten Wert auf eine große Bandbreite von Modellvarianten. Der leichte Laster der Reihe C3 sollte als Kontroll- und Forstwagen, als Ambulanz, Feuerwehr und Baustellenfahrzeug zum Einsatz kommen. Die Armee wollte Kommando- und Funkwagen unterschiedlicher Größe, Sanitätswagen, Mannschaftstransporter und Transportlaster. Und als Gipfel noch einen schnellen Jeep.

So gab es als erstes den Zweiachser als Kastenwagen und mit Plane und zwei Layouts für die Sitzplätze auf der Ladefläche. Die Kastenwagen machten zivile Karriere beim Energieversorger Vattenvall und als Feuerwehrfahrzuge, es gab sie auch in einer längeren Variante als Dreiachser C304.

Die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten erforderten die Abtrennung der Kabine. Statt eines Gitters wurde hinter den vorderen Sitzen eine Blechwand eingefügt und die Kabine geschlossen. Dahinter lag jetzt nur noch der Leiterrahmen. Auf diesen Leiterrahmen konnte eine breitere Ladefläche mit Plane oder ein Koffer für z.B. eine Ambulanz aufgesetzt werden.

C306 Dreiachser mit Koffer

Diese Möglichkeiten verschiedener Aufsätze bietet sich natürlich auch für die dreiachsige Version an. Des weiteren gab es sowohl die zweiachsige als auch die dreiachsige Version noch einmal mit einem längeren Radstand. Alle Varianten hatten zuschaltbaren Allradantrieb.

Das entgegengesetzte Extrem zu den mittelgroßen LKW war der Panzerjäger. Ein zweiachsiger C303 wurde oberhalb der Gürtellinie abgeschnitten, der Rahmen der Frontscheiben und der Überrollbügel trugen eine Plane und waren umlegbar. Mit einer oben montierte leichten PAK sollten die vier Soldaten Besatzung sich im unübersichtlichen Gelände einer sowjetischen Panzerarmee entgegestellen. Immerhin: kleiner, leichter, schneller und geländegängiger geht es kaum.

Je nach Länge und Zuladung gab es bei diesen verschiedenen Modellen drei unterschiedliche Untersetzungen in den Portalachsen, um die erforderlichen Kräfte übertragen zu können. Somit haben die kurzen Zweiachser C303 "schnelle", die langen Zweiachser und die kurzen Dreiachser C304 "mittlere" und die langen Dreiachser C306 "langsame" Achsen. Dafür erhielten die schweren Fahrzeuge später Fünfganggetriebe.

Eine Variante mit 4 Achsen und amphibische Versuchsmodelle kamen aus dem Stadium des Prototyps nie heraus. Den möglichen Rechtslenker wollte die britische Armee auch nicht haben, die bevorzugten Landrover. Von allen Modellen zusammen wurden von 1974 bis 1984 insgesamt 8718 Stück gebaut.

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Trial-Fahrzeug von Johan Jans van Bockrijck von vorn
Trial-Fahrzeug von Johan Jans van Bockrijck von hinten

Schicksal

Mit dem Ende des kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion wurde auch für die schwedische Armee mangels Feindbild eine Schrumpfkur befohlen. Eine Menge C303 und Varianten wurden nach Lettland und/oder Litauen geliefert. Jedes Jahr werden einge Exemplare aus den Depots versteigert oder sonstwie an private Abnehmer verkauft. Einige starten eine neue Karriere im Trial-Sport.

Diese Möglichkeit, an militärisches Gerät zu gelangen blieb natürlich einigen Söldnertruppen nicht verborgen. Anscheinend hat 2004 ein dänischer Strohmann eine ganze Charge aufgekauft und diese werden jetzt - wieder bewaffnet und gepanzert - auf irgendwelchen Kriegs- oder Terrorschauplätzen in der dritten Welt eingesetzt. Die Fahrzeuge sind eben gut. Die Schweden waren nicht begeistert...

Als Reaktion denkt man in der schwedischen Politik nun daran, ganze Depots gut erhaltener und gepflegter Fahrzeuge direkt zu verschrotten. Für uns Oldtimer- und Offroader-Fans natürlich eine Horrorvorstellung. Könnte man die Dinger nicht wenigstens als Ersatzteillager ausschlachten?

Ersatzteilspender
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